Bei der Firma Dick - feine Werkzeuge - gibt es einen fertigen Messerbausatz um ein Messer im nordischen Stil selbst zu bauen. Der komplette Bausatz beinhaltet eine gehärtete, vorgeschliffene Klinge aus Uddeholm Kohlenstoffstahl Nr. 1770, Maserbirke für den Griff, einen Abschnitt aus Rentierhorn, eine Kopfplatte aus Messing, Leder für die Messerscheide und einen gewachsten Faden zum Vernähen derselben. Die Länge der Klinge beträgt 93mm, die Klingenstärke 2,5mm, die Gesamtlänge des fertigen Messers 205mm.
Als erster Schritt wurde die Maserbirke aufgebohrt, um die Klinge darin aufnehmen zu können. Doch vor dem Verkleben mit 2-Komponenten-Kleber muss man noch die Kopfplatte aus Messing sowie das Rentierhorn aufsetzen. Erst dann kann man den 2-Komponenten-Kleber anmischen und die Teile miteinander verkleben. Um genügend Druck auf der Längsachse zu bekommen, habe ich mir eine Hilfszwinge bauen müssen. Zwei Gewindestangen wurden zwischen zwei Holzleisten geschraubt, die mit Klebeband umwickelte Klinge mit einer zusätzlichen Schutzschicht aus Holzleisten in den Schraubstock gespannt und die Hilfszwinge auf das Griffende aufgesetzt. Die Muttern am Ende der Gewindestange wurden dann fest angezogen und so die Maserbirke fest auf die Klinge gepreßt. Damit war der Rohling eigentlich fertig und die Schleifarbeiten fingen an.
Zuerst wurde grob mit der Feile, danach immer feiner mit Schleifpapier gearbeitet. Ich wollte, nachdem ich ja das Messer für mich baute, es auch meiner Hand anpassen. Also wurden die Fingerformen dementsprechend geschliffen. Wenn man Rentierhorn schleift, sollte man für gute Durchlüftung sorgen - das stinkt wie verbranntes Haar. Für die Optik habe ich zusätzlich noch die Maserbirke geteilt und dünne Aluminiumplättchen dazwischen gelegt.
Nach den fertigen Schleifarbeiten kam die Messerscheide an die Reihe. Um sie gut an das Messer anpassen zu können, wird das Leder in Wasser eingelegt, damit es gut mit Wasser durchtränkt wird. Wenn das Leder gut durchfeuchtet ist, kann man es anschließend das Messer anpassen. Beim Vernähen habe ich vorher in das Leder kleine Löcher mit der Standbohrmaschine gebohrt, um den Faden mit einer großen Nadel leicht durchzubekommen. Für die Befestigung am Gürtel habe ich eine Lasche extra vernäht.
Das Leder wurde abschließend noch in Leinöl eingelegt, um eine schöne dunkle Farbe zu bekommen. Insgesamt habe ich die Messerscheide drei Mal eingeölt, um diese dunkle Farbe zu bekommen. Da das Leinöl sehr zäh ist, dauert es auch dementsprechend lange, bis es in das Leder einzieht. Zum Schluß habe ich noch sparsam transparente (weiße) Schuhcreme aufgetragen um noch Glanz zu bekommen. Mit einem 10mm Aluminiumrohr habe ich versucht, in das noch nasse Leder mit einigen Hammerschlägen ein Muster in die Oberfläche einzuprägen.
Abschließend möchte ich noch ergänzen, dass der Bausatz mit Klinge, Leder und allem Zubehör eine feine Sache ist und man alles griffbereit hat. Wenn man sich das erste Mal, so wie ich, an den Messerbau wagt, ist das auf jeden Fall ein empfehlenswerter Einstieg. Die Klinge ist fertig, sowohl gehärtet als auch geschliffen. Und man kann vor allem die Arbeitsschritte testen, die notwendig sind, um ein Messer zu bauen. Die Bauzeit hat in etwa eine Woche (1-2 Stunden abends) in Anspruch genommen. Wenn man aber schon etwas ambitionierter ist, wird man auf andere Klingen, wie z.B. aus Damaststahl, und edlere Griffhölzer zurückgreifen. Für mich ist es jetzt ein ideales Messer, das ich vor allem beim Camping verwenden kann. Beim nächsten Messerbau möchte ich aber auf jeden Fall edlere Materialien verarbeiten.
Diesen Messerbausatz gibt es übrigens auch bei Amazon.
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